Bienenwachstücher - praktisch, nachhaltig und schnell gemacht!
- Die Schönfärberin
- 27. Mai 2021
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 28. Mai 2021
Bienenwachstücher zum Verpacken von Lebensmitteln sah ich das erste Mal auf einem Markt, der rund um ein großes Kürbisfest veranstaltet wurde. Man konnte die bunten, wachsgetränkten Stoffstücke dort gebrauchsfertig kaufen und eine nette junge Dame demonstrierte an ihrem Stand geduldig die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten. Vermutlich bereits zum einhundertsten Mal an diesem Tag.

Es war faszinierend zu sehen, wie sich die zunächst ziemlich steifen Tücher unter der Wärme ihrer Hände perfekt um eine angeschnittene Gurke, um Butterbrote, Käsestücke und über Schüsseln schmiegten.

Etwas weiter war eine Bastelecke für Kinder eingerichtet, in der diese solche Wachstücher mit großem Eifer selbst herstellten. Wir sahen eine Weile zu, dann wanderte ich zurück zu dem Stand des Imkers, der hauchdünne und wunderbar duftende Bienenwachstäfelchen in kleinen Tüten verkaufte, um ein paar davon zu erwerben.
In der Schule rollten wir früher im Werkunterricht aus solchen Wachstafeln Kerzen. Sie dienten als Geschenk für unsere Eltern oder wurden am jährlichen Weihnachts-Basar verkauft. Ihren besonderen, für mich sehr nostalgischer Geruch liebe ich bis heute.

Zuhause startete ich dann auch meine ersten Versuche, die praktischen Haushaltshelfer herzustellen. Am Kürbisfest hatten die Kinder das in Töpfen geschmolzene Wachs mit einem Pinsel auf die Stoffquadrate aufgetragen. Das versuchte ich zunächst auch, fand es aber in der Umsetzung ziemlich umständlich und langwierig, ganz abgesehen von dem später schwierig zu reinigenden Topf. Hat man die letzten Wachsreste nämlich mithilfe von viel heißem Wasser aus dem Topf herausgebracht, kleben diese schließlich in der Spüle.
Es wäre hier aber nicht die Schönfärberei, wenn ich mich nicht auf die Suche nach einer einfacheren und schnelleren Technik gemacht hätte. Da die Wachstäfelchen mittlerweile aufgebraucht sind, habe ich mir Bienenwachspastillen in Bioqualität nachbestellt. Es gibt sie z. B. hier.

Zunächst muss man die, am besten mehrfach gut gewaschenen Stoffreste in beliebige Rechtecke schneiden. Auch ganz kleine Reststücke von hübschen Stoffen können so noch zur Verwendung und unerwarteten Ehren kommen. Ich habe die Stoffe, wegen der meist enthaltenen Imprägnierung, einfach dreimal mit meiner normalen Wäsche mitgewaschen und beim letzten Mal noch einen extra Spülgang eingelegt. Waschmittelreste sollten dann keine mehr vorhanden sein. Selbstverständlich sollte man keinen Weichspüler benutzen, da dessen Duft dann auf den später eingepackten Lebensmitteln landen würde.
Man kann natürlich auch Stücke von alter Bettwäsche oder von Küchenhandtüchern, die ihre besten Tage schon hinter sich haben, verwenden. Wichtig ist nur, dass der Stoff aus100 % Baumwolle besteht!

Auf dem Flohmarkt habe ich irgendwann mal eine richtig massive Zackenschere erstanden, die zwar schon einige Jahre auf dem Buckel hat, aber immer noch superscharf schneidet. Es gibt diese Zackenscheren natürlich auch neu für unter 10 Euro zu kaufen, wie z.B. hier. Manchmal sind solche Scheren auch in Bastelscherensets für Kinder enthalten. Durch ihren Einsatz franst der Stoff nicht so leicht aus.

Als nächstes muss man eine Bügelunterlage herstellen. Ich habe dazu einen alten Bügelbrettbezug aufgehoben, den ich nur zu diesem Zweck auf das Bügelbrett oder den Tisch auflege. Man kann aber auch einfach ein altes, nicht zu dickes Handtuch ausbreiten, eventuell noch mit einer Lage Zeitungspapier darunter. Darauf kommt nun ein großes Stück Backpapier, mindestens doppelt so groß wie der Stoff.

Auf das Stoffstück nun in die Mitte ein Häufchen Wachspastillen geben und eine zweite Lage Backpapier über alles legen. Das Bügeleisen auf hohe Temperatur stellen und damit auf das Wachshäufchen drücken. Das Wachs schmilzt sofort, wird flüssig und beginnt auseinanderzufließen. Dieses nun vorsichtig mit leichtem Druck des Bügeleisens von innen nach außen auf dem Stoff gleichmäßig weiterverteilen, es wird von diesem sofort aufgesogen. Dabei schauen, dass es sich einigermaßen gleichmäßig verteilt. Man sieht durch das Backpapier sehr gut, ob noch helle Stellen im Stoff zu sehen sind. Eventuell noch etwas Wachs nachlegen.
Grundsätzlich sollte man unbedingt eher mit etwas weniger Wachs beginnen und lieber etwas nachlegen, wenn die Menge nicht ausreichend war!! Die einzige Fußangel bei dieser, ansonsten sehr simplen und schnellen Technik liegt darin, dass das Wachs zwischen den Backpapierlagen herausläuft, wenn man zu viel verwendet, was zu einer ziemlichen Sauerei führen kann. Deshalb immer unbedingt eine Unterlage verwenden, die das notfalls verträgt und auffängt.

Nach dem Bügeln etwa 5 Sekunden warten und dann das Tuch vom Backpapier abziehen, solange es noch heiß ist. Kurz senkrecht halten, es kühlt in Sekundenschnelle ab und wird fest. Das kleine Tuch in der Mitte habe ich für das Foto unten einmal etwas aufgestellt, um das zu demonstrieren.

Das war es jetzt auch schon und die Tücher sind einsatzbereit. Man kann darin hervorragend Hartkäse lagern, angeschnittenes Obst und Gemüse, Butter oder Brot. Sie eignen sich auch, um eine Schüssel zu bedecken und Pausenbrote einzuwickeln. Es empfiehlt sich deshalb, die Tücher in unterschiedlichen Größen herzustellen, z. B. ein kleines für eine angeschnittene Gurken, ein großes für Brot, ein mittleres für Sandwiches.

Die Bienenwachstücher werden durch die Wärme der Hände weich, wodurch man sie um die Lebensmittel und Schüsseln herumschmiegen kann, wenn man das Tuch kurz in der Position hält.
Durch ihre natürlichen Eigenschaften wirken sie antibakteriell, wodurch die Speisen lange frischgehalten werden, die Tücher eigenen sich aber nicht für rohes Fleisch.

Nach Gebrauch kann man sie mit maximal lauwarmem Wasser und einem Spültuch oder -schwamm vorsichtig säubern, ein klein wenig (!) Spülmittel darf dabei zum Einsatz kommen. Ab und zu müssen die Tücher aufgefrischt werden. Dazu diese einfach wieder zwischen zwei Lagen Backpapier legen und darüber bügeln. Dabei unter Umständen nochmal etwas frisches Wachs dazugeben, da bei jeder Reinigung immer ein bisschen was davon verloren geht. Das Backpapier von der ursprünglichen Herstellung hebe ich deshalb für das Auffrischen auf, denn es bleibt immer etwas Wachs daran hängen.
Wenn sie nur durch Knicke etwas unansehnlich geworden sind, kann man die Bienenwachstücher auch einfach für 2 Minuten auf einem Stück Backpapier in den 80 Grad warmen Ofen legen, sie werden dann sofort wieder wie neu.

Dass man sie gut zum Verschließen von schönen großen Gläsern verwenden kann, für die man keinen Deckel hat, habe ich im letzten Beitrag hier bereits beschrieben.
Wachstücher sind inzwischen so geläufig und beliebt, dass sie sogar in Drogeriemärkten angeboten werden. Sie sind aber im Verhältnis zu den selbstgemachten um einiges teurer und vor allem - wie ich finde - auch nicht so hübsch. Die Herstellung der insgesamt zehn Tücher benötigte weniger als ein Stunde, inklusive Zuschneiden des Stoffes und anschließendem Aufräumen.

Und weil es so einfach und schnell geht, habe ich gleich zwei Sets gemacht. Ich bin nämlich sicher, dass sich die eine oder andere in meiner Umgebung darüber freuen wird, auch wenn die Stempelkünste auf der dazu gebastelten Verpackung zugegebenermaßen noch ausbaufähig sind.
Wer sich auch noch so richtig freut? Natürlich unsere arg gebeutelte Mutter Natur, denn die schönen Bienenwachstücher sparen jede Menge Alu- oder Frischhaltefolie und das ist eigentlich das Allerbeste daran!
Meine Tipps und Informationen sind grundsätzlich keine Werbung im rechtlichen Sinne, da ich dazu weder aufgefordert wurde, noch eine Bezahlung oder sonstige Gegenleistung dafür erhalte.
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