Der wunderbare Duft von Brot
- Die Schönfärberin
- 18. Aug. 2021
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 5. Sept. 2021
Der Duft von frischgebackenem Brot gehört für mich zu den wunderbarsten Gerüchen überhaupt. Er löst nämlich nicht nur Appetit aus, sondern auch im Nu ein wohlig warmes Gefühl von Geborgenheit.
Die Auswahl an unterschiedlichsten Sorten ist hierzulande riesig, ein einfaches aber gutes Sauerteigbrot gehört dabei zu meinen Favoriten. Für eine frische Scheibe davon, mit etwas Salzbutter bestrichen, lasse ich jedes Sterne-Menü stehen.
Irgendwann wollte ich diesen Duft auch durch die eigene Küche ziehen lassen und selber ein Brot backen. Vorsichtshalber begann ich erst einmal mit einem einfachen Weizenbrot, welches mit Hefe hergestellt wird und mit einer geringen Anzahl von Zutaten auskommt.

Leider gehört das Backen nicht gerade zu meinen größten Talenten und diverse Versuche mit den angeblich so simplen Rezepten endeten ziemlich frustrierend. Entweder schmeckte das Brot zu stark nach Hefe, war flach wie eine Flunder, blass, viel zu fest oder die Kruste war nur hart aber nicht schön kross geworden. Und niemals sah das Ergebnis so aus, wie auf den Bildern, die zu den Rezepten zu sehen waren.
Als ich mich bereits damit abgefunden hatte, Brot weiterhin ausschließlich beim Bäcker zu kaufen, stieß ich zufällig auf ein Youtube-Video, in dem ein "Topfbrot ohne Kneten" hergestellt wurde. Alles sah so unglaublich leicht aus und so startete ich doch noch einen letzten Versuch. Und siehe da, als ich - auf ein weiteres Disaster bereits gefasst - nach der angegebenen Backzeit vorsichtig den Topfdeckel lüftete, zeigte sich dieses Ergebnis. Vor lauter Begeisterung habe ich es glücklicherweise damals auf einem Foto verewigt.

Das Brot sah nicht nur toll aus, es war locker, hatte eine dünne, aber krachende Kruste und es schmeckte auch noch richtig gut. Dieses Brot gibt es seitdem ziemlich oft und es ist jedesmal wieder gelungen.
Ich kann versichern, ein selbstgebackenes, duftendes Brot aus dem Ofen zu holen, hat etwas so zutiefst Ursprüngliches und Befriedigendes, dass es eine geradezu therapeutische Wirkung hat. An "einem dieser Tage" an denen sich das Leben nicht von seiner freundlichsten Seite präsentiert oder an man sich am liebsten morgens schon die Decke wieder bis zur Nase ziehen würde, sollte man es deshalb einfach mal mit Brotbacken versuchen, um die gebeutelte Seele wieder ins Lot zu bringen.
Die Zubereitung des Teiges dauert wirklich nur wenige Minuten, da man die Zutaten nicht einmal abwiegen muss. Ein echtes Schönfärberei-Rezept also.
Und so wird es gemacht:
3 große Kaffeebecher Weizenmehl (Type 405) oder Dinkelmehl (Type 630), in eine Schüssel geben, ein Päckchen Trockenhefe, einen Teelöffel Zucker und zwei Teelöffel Salz hinzugeben, dann alles trocken vermischen. Nun knapp eineinhalb Kaffeebecher gut handwarmes aber nicht zu heißes Wasser dazugeben und alles etwa 2 Minuten lang gut verrrühren.
Am besten geht das mit einer Küchenmaschine und Rühreinsatz, aber es funktioniert auch mit einem Handrührer und Knethaken, in dem Video wurde sogar nur mit der Hand verrührt. Die Mischung ist genau richtig, wenn sie sich während des Rührvorgangs von der Schüssel löst, dazu eventuell noch ein paar zusätzliche Esslöffel Mehl oder aber einen Schuss Wasser hinzufügen, wenn die Masse zu fest ist. Jedes Mehl reagiert etwas anders.

Die Schüssel mit einem Tuch abdecken und etwa eine Stunde an einem warmen Ort gehen lassen. Dann sieht der Teig aus wie oben auf dem Bild. Nun etwas Mehl auf der Arbeitsfläche verteilen, den Teig darauf geben und etwas rund formen, nicht mehr kneten. Am besten geht das alles mithilfe einer Teigkarte, mit der man den Teig leicht aus der Schüssel und von der Arbeitsfläche lösen kann. Sie kostet nur ein bis zwei Euro, erleichtert die Arbeit aber wirklich ungemein. Manchmal bekommt man sie sogar in gut sortierten Supermärkten.

Nun muss der Teig nur noch gestreckt und gefaltet werden, was einfacher ist, als es klingt. Man drückt dazu die Teigkugel etwas flach, zieht sie an einer Seite etwas in die Länge und faltet den Teig wieder zur Mitte, auf dem oberen Bild kann man ganz gut erkennen, was gemeint ist. Das macht man von allen Seiten, insgesamt etwa 8 mal.
Man merkt während dieses Vorgangs, dass der Teig anfängt, Spannung aufzubauen. Dieses Strecken und Falten muss man dreimal wiederholen, im Abstand von ungefähr 15 bis 20 Minuten, das erledigt man nebenbei. Eine Freundin von mir macht ihr Brot immer abends parallel zum Fernsehen und faltet einfach in jeder Werbepause.

Vor dem dritten Falten einen gusseiserenen Topf mit Deckel in den Herd stellen und diesen auf 240 Grad Ober- und Unterhitze aufheizen. Wenn die Temperatur erreicht ist, ist auch der Teig fertig, Ein Stück Backpapier zweimal über die Mitte falten und ein quadratisches Stück an einer Ecke herausschneiden. Durch diesen kleinen Trick passt später das Backpapier besser in den Topf. Nun den Teig ein letztes Mal falten, damit die Oberfläche etwas Struktur bekommt. Alternativ eine glatte Kugel formen und die Oberfläche mehrmals einschneiden.

Den Teig nun auf die Mitte des Backpapiers legen, auch hier hilft die Teigkarte, mit etwas Mehl bestäuben und mithilfe des Backpapiers vorsichtig in den Topf befördern. Dieser und der Deckel sind jetzt glühend heiss, also bitte gut aufpassen! Deckel drauf und die Uhr auf 30 Minuten stellen, nach dieser Zeit sieht das Brot in etwa so aus:

Nun das Backpapier unter dem Brot rausziehen und dieses noch etwa 5 bis 10 Minuten ohne Deckel weiterbacken lassen, bis der gewünschte Bräunungsgrad erreicht ist. Am besten dabei bleiben und alle zwei Minuten kontrollieren. Die Minutenangaben sind alle nur Circa-Angaben, da jeder Topf und jeder Ofen anders ist. Man bekommt es aber schnell raus, wie es bei einem selbst am besten funktioniert.

Das Brot mithilfe eines Pfannenwenders und einem Küchentuch aus dem Topf nehmen und zum Auskühlen auf ein Gitter legen. Wer keines hat, kann es auch auf zwei parallel gelegte Chinesische Essstäbchen legen. Wichtig ist, dass beim Abkühlen auch von unten Luft an das Brot kommt, denn sonst geht die Knusprigkeit des Bodens verloren.

So ein Laib Brot lebt bei uns nicht lang, meist wird die Hälfte davon noch lauwarm verdrückt. Es hält sich zwei, drei Tage, schmeckt aber ganz frisch am besten. Wenn doch mal etwas übrig ist, eignet es sich sehr gut für die Zubereitung von Bruschetta.
Ich röste dazu halbe Scheiben im Toaster oder in der Pfanne ein bisschen braun und reibe mit einer halben frischen Knoblauchzehe leicht darüber, es geht aber auch ohne Knofi. Dann kommen auf jedes Stück Brot ein bis zwei Esslöffel in kleine Würfel geschnittene, aromatische Tomaten, die vorher mit etwas Salz und Olivenöl und etwas kleingeschnittenem Basilikum vermischt wurden. Fertig ist ein leckerer Snack oder ein leichtes Abendessen.

Nach diesem Erfolgserlebnis mit dem "Topfbacken" habe ich mich an ein weiteres Rezept dieser Art getraut, das ich demnächst auch an dieser Stelle verrate. Es beinhaltet einen Anteil Roggenmehrl, ist fast genauso einfach zu machen, ein bisschen kräftiger im Geschmack und unglaublich kross und lecker. Ich zeige heute schon mal ein Foto von einem gerade fertig gebackenen Prachtstück.

Zum Schluss noch ein Wort zum Topf. Laut Rezept kann man statt eines gusseisernen auch einen Römertopf verwenden. Ich weiß nicht, ob Töpfe aus Edelstahl oder Emaille genauso gut funktionieren. Wer keinen anderen hat, kann es aber einfach mal probieren, er sollte aber möglichst schwer und massiv und natürlich ofenfest sein. Ich verwende einen gusseisernen, emaillierten Le Creuset-Topf, den ich vor vielen Jahren bereits gebraucht geerbt habe.
Er eignet sich nicht nur perfekt zum Brotbacken, sondern auch hervorragend für Eintöpfe und Schmorgerichte jeder Art, besser als jeder andere Topf, den ich je hatte und er ist unverwüstlich. Bei Le Creuset ist man bei der Anschaffung leider mit 200 bis 300 Euro dabei, je nach Größe. Es muss aber gar nicht unbedingt diese Marke sein, es gibt auch jede Menge deutlich günstigere Versionen von gusseisernen Töpfen anderer Hersteller, manchmal sogar bei den Discountern im Angebot für um die 40 Euro,wie z. B. dieses schöne türkisfarbene Exemplar

Da so ein schönes selbstgebackenes Brot selbst in Bioqualität nur etwa einen Euro kostet, hat sich die Anschaffung schnell armortisiert. Hier sprach nun ausnahmsweise mal die Betriebswirtin in mir aber die Schönfärberin stimmt natürlich vollkommen zu und sie rechnet den Spaß am Backen noch hinzu, denn der ist unbezahlbar.
Meine Tipps und Informationen sind grundsätzlich keine Werbung im rechtlichen Sinne, da ich dazu weder aufgefordert wurde, noch eine Bezahlung oder sonstige Gegenleistung dafür erhalte.
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