Die besten Bücher der Welt
- Die Schönfärberin
- 10. Feb. 2021
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 7. März 2021
Goethes Faust, ein preisgekröntes Werk der Postmoderne, psychologische Lebensratgeber oder vielleicht eine heilige Schrift? Für jeden ist es ein anderes Werk, das sein Leben bereichert. Meine Favoriten haben etwas mit Kreativität zu tun.
Auf der schwierigen Suche nach einem passenden Weihnachtsgeschenk hatten meine Kinder die Wohnbuchabteilung unserer Schwabinger Lieblingsbuchhandlung durchstöbert. Sie stießen dabei auf ein Exemplar, von dem sie zufrieden feststellten, dass es allein aufgrund seiner stattlichen Größe als Präsent etwas hermachen würde. Aber insbesondere den verheißungsvollen Titel "Wohnen für die Seele" befanden sie als ausgesprochen passend für mich. Sie kennen ihre Mutter gut.

Ehrlicherweise kaufe ich selbst kaum Wohnbücher, trotz meiner allseits bekannten Leidenschaft für´s Wohnen. Ich schaue sie gerne an, aber sie wandern doch meist recht schnell in den Bücherschrank, um dort ohne weitere Beachtung ihr trauriges Dasein zu fristen - mögen die schönen Fotos und perfekten Einrichtungen auch noch so ansprechend sein.
Nichtsdestotrotz freute ich mich sehr über dieses Geschenk, da es ausdrückte, wieviele Gedanken sich die beiden gemacht hatten und darauf kommt es schließlich an. Schließlich boten ja die folgenden Weihnachtsfeiertage auch viel Zeit und Muße, einen Blick hineinzuwerfen.

Um es gleich vorweg zu nehmen, diesem Buch widerfuhr nicht dasselbe Schicksal wie seinen Artgenossen.
Einmal mit dem Lesen begonnen, legte ich es nur aus der Hand, um schnell die Truthahnreste vom Weihnachtsessen aufzuwärmen und dann sofort wieder darin zu versinken.
Tatsächlich gab es da jemanden, der genauso tickt wie ich! Jemanden, der große Weck-Gläser, altes Aluminiumgeschirr, Glashauben und viel Weiß liebt, der aus vermeintlich Wertlosem Hingucker zaubert, ungewöhnlich kombiniert und gerne auch Einfaches bei Tisch schön präsentiert. Und vor allem jemanden, der keine reine Deko mag, sondern seine Schätze nutzt und arbeiten lässt.
Die Autorin dieses wunderbaren Buches war die absolute Großmeisterin der Schönfärberei, da war ich vollkommen sicher. Und ich, ich war gerade mal eine Gesellin dieses Faches, wenn man es sehr wohlwollend betrachtet. Aber unsere Wohn-Seelen mussten verwandt sein, daran bestand nicht der geringste Zweifel.

Neben vielen wunderschönen Fotos ist "Wohnen für die Seele" vollgestopft mit tollen Tipps, Ideen und Anregungen rund ums Wohnen, Genießen und sich Pflegen.
Diese sind leicht umzusetzen, nachhaltig und - ganz wie der Titel verspricht - streicheln tatsächlich die Seele. Die Texte sind unterhaltend wie ein Roman und herrlich humorvoll geschrieben, selten habe ich mich bei einem Buch übers Wohnen und Leben so sehr amüsiert. Es ist zudem ermutigend, da der größte Teil der Anregungen leicht umzusetzen ist, und macht deshalb große Lust, auf der Stelle loszulegen.
Ich habe dieses Buch damals gleich mehrfach von der ersten bis zur letzten Zeile gelesen und nehme es nach nun einigen Jahren immer noch oft und gerne zur Hand. Schlechte Laune oder trübe Stimmung verschwinden nämlich augenblicklich und zuverlässig, solbald ich ein bisschen darin blättere .

Eins war klar, ich wollte mehr davon und auch die anderen Bücher von Martina Goernemann kennenlernen. So kaufte ich direkt nach Weihnachten "Wohnen ist ein Gefühl" und stutzte kurz, als ich an der Kasse das Cover genauer betrachtete. Zuhause setzte mich sofort an den Computer, suchte meine alten Fotos durch und fand schließlich das hier folgende. Es fand es fast ein bisschen unheimlich, wie sich die farbliche Anordnung der Blüten und der Aluminiumtopf mit dem auf dem Cover glichen. Was für ein Zufall!

Wie ein überquellender Topf voller Ideen
Es kamen später noch Ausgaben von "Zuhause ist ein Gefühl", "Heute zieht das Glück ein", "Wohn dich glücklich" und "Wer wohnen will, muss fühlen" zu meiner Sammlung hinzu. Allesamt genauso schön und es war klar, warum die Autorin seit Jahren zu Deutschlands erfolgreichsten im Bereich "Wohnen und Living" gehört.
Es ist mir wirklich ein Rätsel, wie aus einem einzigen Menschen so viel unerschöpfliche Kreativität herausfließen kann. Fast wie bei dem Topf im Grimm´schen Märchen "Der süße Brei", der auf ein Zauberwort hin niemals leer wird.
Seit einiger Zeit gibt es übrigens auch noch einen sehr schönen Blog, er nennt sich passenderweise "Raumseele" und ist hier zu finden.

Noch mehr zufällige Zufälle
Irgendwann nach Silvester hatte ich dann mein neues Lieblingsbuch in aller Früh mit an den Küchentisch genommen, um beim Lesen und einer großen Tasse Kaffee die morgendliche Ruhe vor dem Sturm zu genießen. Es lag noch dort, als mein Mann später erschien, ebenfalls ein Blick hinein warf und plötzlich am Namen der Autorin hängenblieb. "Martina Goernemann - kenne ich, war die Frau von Henrys Freund Rainer". Besagter Henry war übrigens mein Schwager und ich in diesem Moment ausnahmsweise sprachlos - Was für ein Zufall! "Du kannst sie ja mal anrufen, glaube, sie wohnt in München, mag ja wohl auch so Sachen wie du" murmelte er noch etwas verschlafen.

Was soll ich groß erzählen......., ich traute mich nicht! Entgegen meines sonstigen Naturells bin ich bei so etwas sehr schüchtern und zurückhaltend. Die Sorge, aufdringlich zu wirken, beschleicht mich sofort, was wohl auch daran liegt, dass ich Aufdringlichkeit selbst ganz grauenhaft finde.
Einige Monate später, mittlerweile war es Sommer geworden, kam mein Gatte eines Abends von einem Tennisturnier nach Hause. Er erzählte, dass er auf halber Strecke dorthin noch etwas Apfelschorle hatte besorgen wollen, als ihm zwischen den Regalen eine alte Freundin über den Weg lief.
"Rate mal, wenn ich getroffen habe" , grinste er - "Mmh, keine Ahnung" - "Martina!" - "Welche Martina?" - "Na, Goernemann"! Sie hatten sich seit vielen Jahren nicht mehr gesehen und wegen der beiderseitigen Eile nur ein paar Worte gewechselt, aber das Gespräch endete mit: "Deine Frau soll sich doch einfach mal bei mir melden."

Manchmal soll es einfach so sein
Das waren einfach zu viele Zufälle. Das Schicksal schien es zu wollen und so schrieb ich ein paar Tage später eine ziemlich lange Nachricht an die Mailadresse, die auf dem Apfelschorlen-Kassenbon gekritzelt stand. Nur kurze Zeit später kam eine knappe Antwort zurück: "was machst du samstag? hast du lust auf flohmarkt?" Klar hatte ich und so trafen wir uns noch in der selben Woche sehr früh am Morgen in München-Daglfing, wo sich bei schönem Wetter unzählige Trödler und private Anbieter tummeln.
Der gemeinsame Flohmarktbummel löste bei uns jede Menge Belustigung aus, denn wir identifizierten stets zeitgleich und zielsicher die "Schätze" zwischen den unzähligen Dingen, die auf langen Tapeziertischen oder in endlosen Reihen von Pappkartons zum Verkauf standen. Und wir stellten dabei auch noch fest, dass wir das eine oder andere gleichermaßen schon zuhause hatten, wie zum Beispiel das Bild des so innig betenden Lockenköpfchens. Den Sinn für eine kleine, wohldosierte Portion Kitsch teilten wir auch.

Für das bisher letzte Wohnbuch entstanden dann Monate später ein paar Fotos bei uns zuhause, so dass ich auch noch die unglaublich nette Fotografin Sonia Folkmann kennenlernen durfte. Was für ein Können und Aufwand hinter jedem einzelnen der schönen Bildern steckt, hatte ich mir bis dahin niemals vorstellen können.
Ein Abschied auf Zeit und viel altes Neues
Nun ist das aber gar nicht der Grund, warum Martinas Bücher für mich "die besten der Welt" sind, das sei an dieser Stelle noch aufgeklärt. Sie wären es auch ohne ein persönliches Kennenlernen und Fotoshooting gewesen. Sie haben meine alte Freude am Schönfärben in einer Phase, in der die Kreativität durch Kinder, Familie, Jobs und großem Haushalt ziemlich eingeschlafen und hinten angestellt war, mit einem großen Wumms wiedererweckt. Erst als ich wieder loslegte merkte ich, wie sehr es mir in meinem Leben gefehlt hatte.
Meine Tochter ging zu dieser Zeit für einige Monate nach Australien und Neuseeland. Ich gestehe es freimütig, für mich als Glucken-Mutter war dies eine echte emotionale Herausforderung, aber für die wiederentdeckte Lust am Streichen und Werken wiederum ein echter Glücksfall. Ich nahm ihr Zimmer noch am Tag ihrer Abreise in Beschlag und es fühlte sich an, als würde sich die angestaute Kreativität der letzten Jahre explosionsartig Bahn brechen - in jeder freien Minute. Und die Sorgen um das so ferne Kind am anderen Ende des Erdballs, die habe ich gleich mit weggestrichen, na ja, zumindest fast.

Achtung, Ansteckungsgefahr!
Etliche Freundinnen und Freunde wurden bereits von mir mit der Schönfärberei infiziert, nachdem ich Ihnen von diesen Büchern das eine oder andere geschenkt hatte oder sie bei mir zu Besuch waren. Überall wurde tatsächlich gepinselt und umgestaltet, dunkelbraune Erbstücke erstrahlten ganz neu in Weiß und Wände und Sofakissen wechselten ihre Farbe. Es wurden eifrig Möbel gerückt und immer hat es viel Freude verbreitet.
Und nein, dieser Beitrag ist zwar eine kleine Hommage an die Bücher von Martina Goernemann, aber KEINE WERBUNG im rechtlichen Sinne, denn ich bin dazu weder beauftragt oder darum gebeten worden, noch habe ich eine Bezahlung oder sonstige Gegenleistung erhalten. Es war mir schlicht eine Herzensangelegenheit.
コメント