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Ein zweites Leben für alte Dinge

  • Autorenbild: Die Schönfärberin
    Die Schönfärberin
  • 13. Feb. 2021
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 2. Apr. 2021

Upcycling ist heutzutage total angesagt, denn es schont neben dem Portemonnaie auch noch unsere gebeutelte Umwelt. Für mich gehört das Aufhübschen von Stühlen, Schränkchen, Regalen, Küchenutensilien und vielem anderen schon sehr lange dazu, weit bevor der Shabby Chic in die Wohnzimmer Einzug hielt.


Bereits als junges Mädchen zogen mich die Sperrmüllhaufen magisch an, die sich in der Straße vor unseren Zweifamilienhäusern an bestimmten Tagen des Jahres türmten. Viele Stücke, die ich dort entdeckte, befand ich als viel zu schade zum Wegwerfen und vor meinem inneren Augen entstanden all die Möglichkeiten, die sich mit Hilfe eines Töpfchens Farbe, etwas Stoff und ein wenig handwerklichem Geschick für einige der zur Vernichtung bestimmten Teile ergeben würde.


Damals scheiterte die Umsetzung an meinen altersbedingten Möglichkeiten, der sehr eingeschränkten Größe meines Kinderzimmers und nicht zuletzt den Nerven unserer Nachbarn.



Wenn ich heutzutage bei meinen Streifzügen über den Flohmarkt so manche angebotene Stücke betrachte, sehe ich immer noch das gute Material, die Arbeit und Energie, die in der Herstellung steckt und auch die guten Dienste, die sie ihren Besitzern vielleicht für viele Jahrzehnte leisteten.


Es klingt vielleicht ein wenig merkwürdig, aber ich habe manchmal richtig Mitleid mit den großen und kleinen betagten Gegenständen, für die offenbar keine Verwendung mehr besteht und die nun so achtlos in den Pappkartons herumfliegen oder unter langen Tapeziertischen ihrem Schicksal entgegensehen. Umso mehr freut es mich, wenn ich Ausrangiertem ein zweites Leben schenken kann.



Bühne frei für betagte Flohmarktfunde


Manchmal ist es supereinfach. Die Kanne auf den ersten Bild oben entdeckte ich auf einem Münchner Flohmarkt in einem ölbefleckten Karton, von rostigen Werkzeugen und alten Kabeln bedeckt, nur ein kleines Fitzelchen Emaille lugte hervor. Ich grub sie aus und bemerkte, dass sie vom vielen Arbeiten ein kleines Loch am Boden hatte, was für mich ihr einziger, aber für ihre Funktion natürlich entscheidender Fehler war. Der fröhliche Verkäufer, dem ich die Kanne entgegenreckte, um ihren Preis zu erfahren kommentierte dies mit "Ah, die Kanne mit Durchschuss!" und bot sie mir wohl deshalb für schlappe zwei Euro an.


Bereits schockverliebt in das verblasste blaugraue Muster, drückte ich ihm die Münze in die Hand und wusste sofort, dass ich der lädierten Schönheit zuhause mithilfe eines passenden Glases, das in der Kanne Platz finden würde, zu einem besonderen Auftritt verhelfen würde. So kaufte ich auf dem Heimweg noch schnell einen Strauß meiner absoluten Lieblingsblumen. Pfingstrosen, deren nostalgische Anmutung genauso gut mit der Kanne harmonierte, wie ich es mir vorgestellt hatte.



Ein paar Stände weiter entdeckte ich dann noch eine kleine Gefährtin für die Löchrige. Sie war genauso verblasst, diese aber in einem schönen Roséton. Sie wurde mit ein paar Wiesenblumen aus dem Englischen Garten und den restlichen Pfingstrosen bestückt, die für die Große zu kurz waren. Das Foto ist damals leider ein bisschen verwackelt, vermutlich vor lauter Freude.


Manchmal ist es ein klein wenig aufwändiger.


Das alte Küchenbuffet, damals noch in Naturholz, erstand ich während meiner Studienzeit bei einem Schwabinger Trödler und Antiquitätenhändler. Es war trotz meines schmalen Budgets erschwinglich, was vielleicht daran lag, dass der Holzwurm ihm ziemlich zugesetzt hatte und einige Leisten ausgetauscht werden mussten.



Mich störte das nicht und so begleitete es mich seither treu - ohne Holzwurm - bei jedem meiner Umzüge und hat nun seit einigen Jahren in unserer Wohnküche sein Zuhause. Im unteren Teil ist aufgrund seiner Tiefe unglaublich viel Stauraum vorhanden und im Aufsatz findet sich das Geschirr, das viel benutzt wird.



Als ich eines Tages das Braun des Naturholzes nicht mehr mochte und es sich auch nicht mehr in unsere nun sehr helle Einrichtung einfügte, schwang ich kurzerhand den Pinsel und verpasste ihm an einem verregneten Sonntagnachmittag einen neuen Look in einem Eierschalenton.


So wurde mein alter und sehr praktischer Freund im Handumdrehen zum neuen Hingucker. Da er früher einmal gewachst wurde, hält die Farbe nicht perfekt, aber die Abplatzer und vielen Gebrauchsspuren sind willkommen, zeugen sie doch von seiner ausgiebigen Nutzung. Wenn es zu viel wird, bekommt er einfach einen neuen Anstrich. Ich weiß es ganz sicher, das etwas wurmstichige Möbelstück aus meiner ersten Studentenbude wird mich noch lange begleiten und wer weiß, ob es schon sein letztes Umstyling war.




Ein bisschen Farbe kann wahre Wunder bewirken.


Die verschiedenen Bilderrahmen, deren Glas die Zeit nicht überlebt hatte und die ich meist für ein paar Cent am Flohmarkt erstanden hatte, wurden mit etwas weißer Farbe, Stoffresten, einer Korkplatte aus dem Baumarkt und einem Tacker zu praktischen großen und kleinen Pinnwänden, die nun noch für viele Jahre gute Dienste leisten.


Sie beherbergen sicher Visitenkarten, Lieblingsfotos, Gutscheine, kluge wie dumme Sprüche und bewahren kleine Zettel mit Arztterminen und wichtige Kassenbons vor dem unvermeidlichen Verschwinden. Ohrringe können dort paarweise auf ihren nächsten Einsatz warten und sind sicher vor Staubsaugerdüsen. An den Pinnadeln aufgehängte Ketten werden vor dem ewigen Verheddern bewahrt, was die Nerven schont, besonders, wenn man es mal wieder eilig hat.



Probieren geht über Studieren


Finanzieller und zeitlicher Aufwand hält sich bei den meisten Projekten in Grenzen, so dass man einfach mutig loslegen kann, vor allem mit Teilen, die man sonst sowie entsorgt hätte. In den meisten Fällen kommt Gutes dabei raus und sei es nur die meditative Entspannung, die sich bei solchen Tätigkeiten schnell einstellt.


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