Flooohmarkt!!
- Die Schönfärberin
- 23. Juli 2021
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 25. Juli 2021
Endlich finden sie wieder statt, die Flohmärkte! Noch dürfen nicht alle in und um München schon wieder öffnen, aber seit ein paar Wochen geht es wenigstens mit einigen der größeren Trödelmärkte wieder los. Keine Frage, dass ich mich bereits in aller Herrgottsfrühe bei einem besonders schönen einfand.
Mit einem Becher heißem Kaffee in der Hand schlenderte ich in der Morgensonne an den Ständen entlang und ließ das geschäftige Treiben auf mich wirken. Ein schon fast ungewohntes Gefühl von Normalität breitete sich in mir aus, auch wenn natürlich noch alle eine Maske im Gesicht tragen. Aber auch das ist ja mittlerweile schon so normal, dass es einem kaum noch auffällt.

Nachdem ich einen wunderbar dicken und kuschelig warmen Kaschmirpullover erworben hatte, der mich im Herbst nicht nur wie eine warme Wolke umhüllen, sondern auch an diesen schönen Sommertag erinnern wird, zogen einige Schritte weiter einige Gläser meinen Blick auf sich. Bei näherem Hinsehen entpuppten sie sich als alte französische Einmachgläser.
Obwohl ich zunächst nicht so recht wusste, wofür ich sie verwenden konnte, entschied ich mich, dem Anbieter zwei der Gläser abzukaufen, denn sie sind wirklich selten zu finden und der aufgerufene Preis schien mir absolut angemessen. Vielleicht konnte ich darin Oliven servieren oder selbstgerührte Cremes oder einem kleinen Blumenstrauß eine Heimat geben.

Während der umsichtige Verkäufer meine Beute in etwas Papier einschlug, trat neben mir eine weitere Flohmarktbesucherin an den Stand, die ich, trotz Maske, als eine bekannte Münchner Schauspielerin identifizierte. Ihr waren die schönen Gläser ebenfalls aufgefallen, wir wechselten einige Worte darüber und sie erzählte, dass sie genau solche mit Kerzen darin auf allen Treppenstufen in ihrer Wohnung stehen habe.
Ich verstaute meine Gläser vorsichtig in meinem Rucksack, wünschte dem Verkäufer und der sympathischen Schauspielerin noch einen schönen Tag, um mich weiter auf Schatzsuche zu begeben. Mit dem schönen Bild von kerzenbeleuchteten Treppenstufen im Kopf ging ich eine Weile weiter, um schließlich auf dem Absatz kehrt zu machen. Ich hatte Glück, es hatte zwischenzeitlich noch niemand sonst seine Vorliebe für französische Einmachgläser entdeckt und ich konnte die anderen zwei Exemplare ebenfalls erstehen.

Treppen haben wir zwar keine in der Wohnung, aber auch auf der Fensterbank gefallen mir die mit Kerzen bestückten Gläser, die so zumal auch noch eine sichere Variante von offenem Feuer bieten. Danke für die Inspiration, liebe Diana Körner.

Ich bin vollkommen sicher, auf dem Flohmarkt herrschen besondere Gesetze, eines davon ist das Gesetz der Serie. Es ist ein merkwürdiges Phänomen, denn es gibt Tage, an denen ich nur schöne Dinge aus Glas finde, manchmal ist es alles Mögliche aus Emaille, an anderen Tagen sind es nur Fundstücke aus Holz oder manchmal Verschiedenes aus Stoff. Dieser erste Flohmarkttag war jedenfalls ein "Glas-Tag".

Ich entdeckte nämlich auch noch diese besonderen Weckgläser, die bestimmt schon etliche Jahrzehnte auf dem Buckel haben und nun, nach einer Runde im Geschirrspüler, Mandeln und getrocknete Steinpilze trocken und staubfrei aufbewahren werden.
Sie passen perfekt in mein offenes Küchenregal, in dem schon einige sehr ähnliche Behältnisse eine neue Aufgabe gefunden haben.

Der nächste Glasfund war ein ganz kleines altes Vorratsglas, das einen Metalldeckel mit praktischem "Durchguck" hat. Leider gab es davon nur eines, normalerweise kaufe ich gerne alles paarweise. Dass es aussah, wie die kleine Schwester der anderen Gläser gefiel mir aber so gut, dass sie auch als Single bei uns wohnen und die getrockneten Chillischoten aufbewahren darf.


Das letzte Fundstück aus Glas war dann dieses mit dem rostroten Bakelit-Deckel. Bakelit war der erste synthetische Kunststoff, der weltweit ab Beginn des 20. Jahrhunderts in großen Mengen produziert wurde. Er ist unglaublich robust, so dass man bis heute noch das eine oder andere Teil daraus auf Flohmärkten findet.

Gekauft habe ich es aber eigentlich aus einem anderen Grund, denn als junges Mädchen hatte ich einen Freund, der aus unerfindlichen Gründen "Bino" als Spitznamen für mich erfunden hat und mich auch bis heute konsequent so nennt. Vielleicht war es der halbamerikanischen Herkunft geschuldet.
Als ich den Namen auf dem Glas las, der vermutlich die Herstellungsfirma repräsentiert, amüsierte mich das deshalb sehr und ich musste es schon allein deshalb unbedingt adoptieren. Ich werde ein Foto nach Los Angeles schicken, wo mein Jugendfreund heute wieder lebt. Hey Martin, take a look at that!
Mit schweren Taschen aber leichtem Herzen ging es an diesem Samstagmorgen nachhause. Wenn diese Pandemie mich etwas gelehrt hat, dann vor allem, dass absolut gar nichts selbstverständlich ist. Vieles wurde durch diese Erkenntnis wieder wertvoller, nicht nur Flohmarktbesuche.

"Carpe diem", sagt man sich deshalb in dieser Zeit besonders oft. Das vollständige Zitat lautet übersetzt übrigens in etwa "Pflücke den Tag, und vertraue möglichst wenig auf den folgenden!"
Was könnte aktuell wohl passender sein? Deshalb ganz schnell auf zum nächsten Flohmarkt, es warten schließlich noch so viele unerkannte Schätze darauf, entdeckt zu werden.
Meine Tipps und Informationen sind grundsätzlich keine Werbung im rechtlichen Sinne, da ich dazu weder aufgefordert wurde, noch eine Bezahlung oder sonstige Gegenleistung dafür erhalte.
Comentarios