Hollunderblütensirup - ganz einfach selbstgemacht!
- Die Schönfärberin
- 13. Mai 2021
- 4 Min. Lesezeit
Schon lange bevor er Bekanntheit als unverzichtbare Zutat für einen aktuell sehr beliebten Cocktail namens "Hugo" erlangte, wurde der Hollunderblütensirup bei uns geschätzt. Jedes Jahr im Frühsommer wird deshalb davon ein Vorrat von einigen Litern hergestellt.
Er schmeckt nämlich nicht nur in Kombination mit Prosecco sehr gut, sondern ist auch, mit Wasser verdünnt, ein erfrischendes, alkoholfreies Sommergetränk. Und wenn es dann draußen kalt wird, zeigt sich der aromatische Sirup, als Tee zubereitet, lecker und wärmend.

Der Hollunderstrauch galt viele Jahrhunderte als wichtige Quelle diverser Hausmittel bei einer Vielzahl von Erkrankungen und wurde deshalb auch "Herrgottsapotheke" genannt. Seine Blüten, Beeren, Blätter und sogar Holz, Rinde, Mark und Wurzeln wurden dabei in der Volksheilkunde verwendet.
Man glaubte auch, dass dieser Strauch der Sitz der Göttin Holla ist, die das Haus vor Krankheit und Unglück beschützt. Er bekam deshalb stets einen Platz in der Nähe der Gebäude und auch Fällen sollte man ihn nicht. Bei vielen Häusern im ländlichen Raum war und ist deshalb diese, im wörtliche Sinne "wunderbare" Pflanze, bis heute in vielen Gärten zu finden. Wer noch mehr über die interessanten Mythen des Hollers lesen möchte, der kann das hier tun.

Aus der Göttin Holla wurde übrigens später dann "Frau Holle" und aus den weißen Blüten des Holunderstrauchs die Federn, die im Märchen wie Schnee zur Erde rieseln.
Getrocknete Blüten oder Hollerbeerensaft werden auch heutzutage noch als schweißtreibender Tee oder zur Vorbeugung gegen Erkältungskrankheiten geschätzt. Ob auch der Sirup heilende Kräfte entfaltet, kann ich nicht wirklich beurteilen. Ich verwende ihn jedenfalls, wenn zum Beispiel der Hals anfängt zu kratzen und empfinde ihn dann als ausgesprochen wohltuend.

Seine Herstellung gestaltet sich denkbar einfach. Die benötigten Blüten findet man bei einem Spaziergang am Waldrand oder zwischen Wiesen und Feldern oder auch im eigenen Garten, denn Hollunderbüsche wachsen fast überall. Ab etwa Ende Mai bis Anfang Juni beginnen sie für etwa 3 Wochen zu blühen.
Ich sammle die duftenden Blütendolden meist im Englischen Garten, unserem großen Münchner Stadtpark, Hollunderbüsche wachsen dort in großer Zahl. Das Sammeln ist erlaubt, denn die Verfassung des Freistaats Bayern gewährt seinen Bürgern glücklicherweise ausdrücklich das Recht dazu: »… die Aneignung wildwachsender Waldfrüchte in ortsüblichem Umfang ist jedermann gestattet.«

Beim Sammeln sollte man bereits ganz genau hinschauen, denn auch bei Läusen sind die Blütendolden leider sehr beliebt. Sie müssen voll aufgeblüht sein und es sollte möglichst vorher zwei Tage lang nicht geregnet haben. Der Blütenstaub sorgt nämlich für die gelbe Farbe und das Aroma des Sirups. Deshalb soll man die Dolden auch nicht waschen.

Hier aber nun das simple Rezept:
Etwa 40 -50 mittlere bis große Blütendolden in ein großes Glas, einen Topf oder eine Schüssel mit mindestens 5 Liter Fassungsvermögen geben. 180 gr. Ascorbinsäure-Pulver (Vitamin C) in 5 Liter kaltem Wasser auflösen, diese gibt es in kleinen Dosen günstig in jedem Drogeriemarkt.
Dann 3 - 4 Zitronen und eine Orange (beides unbedingt Bio und unbehandelt) in Scheiben schneiden und ebenfalls in das Gefäß geben. Über alles das Wasser mit der Ascorbinsäure gießen. Abdecken und 24 bis maximal 36 Stunden bei Zimmertemperatur stehen lassen. Nicht länger, denn sonst werden die Blüten braun und der Geschmack verändert sich.
Nun die Flüssigkeit abgießen und durch ein Sieb in einen großen Kochtopf geben. Ich lege in das Sieb immer noch ein Tuch, falls sich doch noch das eine oder andere kleine Tierchen in den Dolden versteckt hatte.
3 kg Zucker hinzugeben, den Topf auf den Herd stellen und das Gemisch erhitzen, dabei so lange rühren, bis sich der Zucker aufgelöst hat. Der Sirup muss kurz einmal sprudelnd aufkochen, deshalb einen ausreichend großen Topf wählen! Wenn man keinen Topf mit so viel Fassungsvermögen hat, einfach auf zwei Portionen von jeweils 2,5 Liter Flüssigkeit und 1,5 Kg Zucker aufteilen.
Den fertigen Sirup dann sofort noch heiß, mithilfe eines Trichters und einer Suppenkelle in Flaschen füllen und diese sofort verschließen. Diese müssen wirklich blitzsauber sein, denn sonst bildet sich schnell Schimmel auf der Oberfläche. Am besten reinigt man sie mit vorher sehr sorgfältig mit Spülmittel und heißem Wasser, auch die Deckel und legt sie bei 140°C für rund 10 Minuten in den Backofen, um sie zu sterilisieren.
Der Hollundersirup hält nun ungekühlt über mehrere Monate, nach dem Öffnen muss er allerdings in den Kühlschrank. Er wird stark verdünnt verwendet, weshalb sich die stattliche Menge Zucker dann relativiert.

Er kann nun, ganz nach gewünschtem Mischungsverhältnis, mit Leitungs- oder Sprudelwasser zu einer Hollunderlimonade verdünnt werden oder sich in Gesellschaft eines Zweigs Minze, einiger Eiswürfel und gut gekühltem Prosecco zu einem "Hugo" verwandeln.
Wie bereits erwähnt, macht sich der Sirup aber auch als Heißgetränk gut. Wenn eine Erkältung im Anmarsch ist, übergieße ich einfach ein paar Scheiben frischen Ingwer mit heißem Wasser und gebe einen guten Schuss Hollersirup dazu. Bei Husten empfiehlt sich die Zugabe eines Zweigs Thymian.

Wem an kalten Tagen nach etwas richtig Wärmenden ist, der gibt etwas vom Sirup und eine halbe Scheibe Orange und/oder Zitrone (unbehandelt) in eine Tasse und füllt diese mit heißem Wasser auf. Wer mag, fügt auch der heißen Variante einen Zweig Minze mit hinzu, das macht den Geschmack frischer, aber auch ein Stück Zimtstange passt gut in den heißen Holler. Zutaten und Mischungsverhältnis richten sich hier nach dem persönlichen Geschmack.
Aus dem beschriebenen Rezept ergeben sich 6 Literflaschen bzw. 8 Stück à 0,75 Liter mit dem goldgelben Inhalt. Wegen der vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten und der langen Haltbarkeit lohnt es sich, diese Menge herzustellen.

Eine Fläschchen davon eignet sich zudem, eventuell in Kombination mit einem Topf Minze und einer Flasche Prosecco, hervorragend als kleines Geschenk oder Mitbringsel. Die Bitte um Nachschub oder das Rezept ist garantiert!
Was es mit den großen Gläsern, die ich für das Ansetzen des Sirups verwende, auf sich hat, und was ein altes deutsches Sprichwort damit zu tun hat, das erzähle ich erst nächste Woche.
Meine Tipps und Informationen sind grundsätzlich keine Werbung im rechtlichen Sinne, da ich dazu weder aufgefordert wurde, noch eine Bezahlung oder sonstige Gegenleistung dafür erhalte.
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