Schön(er) Wohnen
- Die Schönfärberin
- 7. Apr. 2021
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 8. Apr. 2021
Eine der ersten Wohnzeitschriften, die es in Deutschland gab, war "Schöner Wohnen". Es gibt sie immer noch, inzwischen neben einer unglaublichen Anzahl weiterer Magazine, die sich mit dem Thema "Wohnen und Living", wie es heute so schön heißt, beschäftigen.
Was "Schön Wohnen" bedeutet, ist ja grundsätzlich immer eine Frage des Geschmacks und über den lässt sich bekanntermaßen nicht streiten.
Ich persönlich finde, schön wohnt man genau dann, wenn man sich in seinen vier Wänden so richtig wohl fühlt, wenn sie der Ort sind, an dem man die Seele baumeln lassen und auftanken kann und wenn sie auch etwas von der eigenen Persönlichkeit zeigen dürfen. Weder die neueste Wohn-Mode aus dem Hochglanzmagazin, geschweige denn das, was dem Nachbarn gefällt oder der Geschmack der Freundin, ist dabei maßgeblich.

Was hilft einem das traumhafte und stylische Loft, wenn man sich darin verloren fühlt und eher der Typ ist, der sich gerne in einem kleineren gemütlichen Zimmer auf eine Couch verkrümelt.
Die schönste Aussicht auf herrliche Berge und idyllische Seen beglückt einen auf Dauer nicht, wenn man eigentlich ein ausgesprochener Stadtmensch ist und lieber auf andere Häuser guckt. Umgekehrt ist die schöne Altbauwohnung im In-Viertel der Stadt wenig wert, wenn man sich nach nichts mehr sehnt, als nach einem Plätzchen unter dem Apfelbaum im eigenen Garten.

Nun sind besonders in den großen Städten und deren Umland den Wünschen meist vor vornherein enge Grenzen gesetzt. Die dort aufgerufenen Preise sind mittlerweile fast immer exorbitant. Dennoch sollte man unbedingt versuchen, im Rahmen der Möglichkeiten, ein Umfeld zu schaffen, das die Seele nährt.
Christine und ich lernten uns in der Zeit kennen, als unsere ersten Kinder wenige Wochen alt waren. Sie ist eine sehr toughe Frau, die mit unerschütterlicher Zuverlässigkeit und Sachkenntnis nicht nur ihren verantwortungsvollen Job erledigt, viele Jahre lang hat sie auch ihre Familie mehr oder weniger alleine gemanagt. Ganz nebenbei hat sie auch noch um andere gekümmert, die ihrer Hilfe bedurften. Zeit für sich selbst war da Mangelware.

Im Haus ihres Lebensgefährten, in dem sie auch oft wohnt, seit ihre Töchter so ziemlich erwachsen sind, hat sie nun ein kleines Zimmer gekapert. Es zeigt ihre andere Seite und so hat sie darin ihren Wunsch nach einem romantischen, sehr weiblichen und fast schneeweißen Raum verwirklicht.
Das Wichtigste dabei ist, dieses Zimmer gehört ihr ganz alleine und wenn sie es braucht, dann liest, schreibt, werkelt und strickt sie dort, manchmal auch bis spät in die Nacht und ihr offensichtlich sehr weiser Partner lässt sie gewähren.

Auch wenn nicht jeder das Glück hat, ein ganzes Zimmer für sich alleine zu haben, wenigstens ein kleiner Bereich, eine Ecke, die "das bin ich" sagt, ist fast immer machbar.
In der charmanten Altbauwohnung von Caroline und Stefan findet man Designklassiker aus den 50er- bis 70er-Jahren, allesamt über viele Jahre liebevoll auf Flohmärkten und über Ebay zusammengetragen oder als Familienerbstücke bewahrt. Sie sind keine Ausstellungsgegenstände, sondern werden intensiv genutzt und harmonieren wunderbar mit den zum Teil mutig blau gestrichenen Wänden und der schlichten Deko mit Grünpflanzen.

Nachdem die älteste Tochter das Haus verließ, wurde ihr Wunsch nach einem separaten Ess-Zimmer umgesetzt. An dem großen, ausziehbaren Tisch nehmen nicht nur Freunde und auch heute noch ihre drei Kinder gerne Platz zum Essen und Ratschen, er dient auch dem Homeoffice und allerlei kreativen Tätigkeiten.
Ihre gelassene und liberale Lebenseinstellung spiegelt sich auch in den vielfältigen, unterschiedlichsten Bildern und der insgesamt sehr individuell gestalteten Wohnung wieder.


Elke, meine Mama, ist eine Schwabingerin mit Leib und Seele, wohnt in einer hübschen kleinen Stadtwohnung mitten in ihrem geliebten Münchner Stadtteil. Ihr Wohnzimmer brachte sogar schon Heizungsableser und Handwerker zum Staunen, denn man wähnt sich bei einem Blick in ihr Wohnzimmer direkt nach Südfrankreich versetzt. Die dort verwendeten Stoffe stammen zum Großteil tatsächlich aus Nizza und Grasse.

Die kräftigen, für diese Gegend typischen warmen Farbe, wie das Safrangelb, kombiniert mit Pink, Rot oder auch Orange, sprachen sie bei ihren Reisen spontan so sehr an, dass das damals noch vorherrschende dezente Beige nach ihrer Rückkehr weichen musste und mutig umgestaltet wurde.

Die vollen Regale zeugen von der Liebe zu Büchern, von denen sie auch einige über München, Schwabing und den Englischen Garten selbst geschrieben hat. Der Tisch direkt am Fenster ist perfekt platziert für eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen, dem ausgiebigen täglichen Studieren der Süddeutschen Zeitung.

Und dann ist da auch noch Figen. Sie war einmal meine Schwägerin und ist es bis heute im Herzen geblieben. Figen beschäftigt sich selbst mit Wohnen, da sie die Kunst des Feng Shui erlernt hat und Menschen berät, die sich in ihrem Leben und/oder in ihrem Wohnumfeld nicht so ganz wohlfühlen. Sie bringt mit ihrer Arbeit dort die Energien zum Fließen, was tatsächlich zu ganz erstaunlichen Ergebnissen in den unterschiedlichsten Lebensbereichen führt. Wen das näher interessiert, der kann hier nachlesen.

Figen ist eine waschechte Bayerin, hat aber, wie ihr Name vielleicht verrät, türkische Wurzeln. Dies zeigt sie, wenn man ganz genau hinsieht, auch in ihrer Wohnung. Sie liebt nämlich alles was glänzt und glitzert, aber in einer sehr stilvollen Art, wie zum Beispiel dem prächtigen antiken Lüster mit den bunten Glaselementen über dem Tisch oder den silberfarbenen Dekorationen darauf.
In ihrem Schlafzimmer bringen die mit Pailletten bestickten Kissen und die kleinen Bilder an der Wand, die sie von einem Besuch in der Türkei mitbrachte, ebenfalls einen kleinen Hauch Orient in die sonst sehr klassische Einrichtung.

Und zum Schluss noch meine Freundin Karin, Astrologin mit besonderer Begabung. Sie wohnt mit ihrer Tochter bei mir um die Ecke. Ihre Wohnung ist nicht riesig, aber herrlich, in einer der schönsten Straßen Münchens gelegen. Wegen der aktuellen Situation habe ich keine Fotos. Ich kann aber versichern, dass es auch hier viele Symbole für ihr Leben gibt, so ist zum Beispiel ihre Couch genauso groß und rot wie ihr Herz.

Sie liebt die Natur, auf ihrem Balkon dürfen deshalb immer jede Menge bunter Blümchen wachsen und sie schätzt wirklich jede einzelne, noch so winzige Blüte wie ein kostbares Geschenk.

Sie alle wohnen völlig anders, in kleinen, großen und mittleren Wohnungen, farbenfroh oder in Weiß, aber ihre Einrichtung zeigt wer und wie sie sind und was ihnen im Leben wichtig ist. Und genau das ist es doch einzig und allein, was beim Einrichten und Wohnen zählt.
Meine Tipps und Informationen sind grundsätzlich keine Werbung im rechtlichen Sinne, da ich dazu weder aufgefordert wurde, noch eine Bezahlung oder sonstige Gegenleistung dafür erhalte.
Comments