Schön und praktisch geht ganz leicht
- Die Schönfärberin
- 28. Feb. 2021
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 22. Mai 2021
Ich bin von einer schweren Form der "Umfüllerritis" befallen, das behauptet zumindest meine nähere Umgebung.
Dem kann ich schwerlich widersprechen, denn wirklich vieles von dem, das den Weg vom Supermarkt in unsere Küche findet, wird umgehend in schöne Gefäße umquartiert. Egal ob Mehl, Müsli oder Gewürze, Olivenöl, Obst oder Kekse, alles muss aus seiner alten Verpackung ausziehen.

Fast alle Gläser, Dosen und Flaschen finde ich für wenig Geld bei meinen Flohmarktbesuchen. Unser Zucker lagert jedoch in seinen verschiedenen Varianten in ganz besonderen ihrer Art. Die beiden auf der linken Seite des Fotos sind alte amerikanische Einmachgläser, die ich einmal von einer Freundin geschenkt bekam. Sie stammen von der schönen Ostküsten-Region Maine und beschwerten das Fluggepäck sicherlich deutlich. Ich hüte sie deshalb als einen ganz besonders kostbaren Schatz. Und auch die drei Poncet-Gläser aus den 30er-Jahren haben eine kleine Geschichte .
An einem Freitagmorgen, an dem wegen des ungemütlichen Wetters am Flohmarkt nicht viel los war, entdeckte ich sie an einem kleinen Stand einer nett aussehenden älteren Dame. Ich wusste, dass Poncet-Gläser im Netz zu stolzen Preisen angeboten werden und begutachtete die hübschen Drillinge deshalb genau. "10 Euro für alle drei" sagte die tatsächlich sehr nette Dame, ohne dass ich nach dem Preis gefragt hatte.
Ich freue mich durchaus über ein Schnäppchen, fühlte mich aber in diesem Fall nicht ganz wohl dabei. "Sind Sie sicher?" fragte ich deshalb, "Wissen Sie, dass für diese Gläser auf Ebay pro Glas um die 15 Euro aufgerufen wird?". "Ach, das ist mir egal", antwortete sie lächelnd, "ich habe irgendwie das Gefühl, dass meine Gläser bei Ihnen einen sehr guten neuen Platz bekommen werden, sie haben mich so lange begleitet".
Ich konnte den Gedanken gut verstehen und so wechselten die alten Vorratsgläser also den Besitzer. Wir beide haben uns gleichermaßen darüber gefreut und mein Versprechen, die alten Schätze in meiner Küche gebührend zu Ehren kommen zu lassen, habe ich natürlich gehalten.

Die bei uns auf einem Butterbrot sehr beliebte Kresse wächst bis zur Ernte statt in ihrer Pappverpackung in einer alten Brotzeitdose. Butter und Milch mag ich in Glas verpackt einfach lieber auf dem Frühstückstisch als in ihren Verkaufsverpackungen, auch wenn das Umquartieren ein wenig Mühe bedeutet.

Schön allein reicht nicht, auch praktisch muss es sein!
Eine Küche ist kein Ausstellungs- sondern ein Arbeitsraum, reine Deko, die nicht mitarbeitet, gibt es hier deshalb nur ausnahmsweise. Was in den offenen Regalen und auf der Arbeitsfläche sichtbar ist, muss aber trotzdem ansehnlich sein, denn unserer Wohnküche wird nicht nur gekocht, sondern wirklich sehr viel gewohnt. Am großen Tisch wird gegessen, getrunken und lebhaft diskutiert, sehr gerne auch mit Freunden. Es wird gearbeitet und gebastelt, unzählige Hausaufgaben wurden dort erledigt und heute erhalten hier Seminararbeiten den letzten Schliff.
Dicht schließende Gläser sind zur Aufbewahrung trockener Lebensmitteln nicht nur hübsch anzusehen, sondern auch ausgesprochen sinnvoll, das weiß ich aus leidvoller Erfahrung. Nachdem ich mir einmal mit einer Packung Müsli eine furchtbare Mottenplage eingehandelt hatte, die nur mit viel Mühe und dem Entsorgen meines halben Vorratsschrankes wieder zu beseitigen war, vermeide ich das Lagern offener Verpackungen.

Die leckeren Haferkekse ziehen in ein altes Bonbonglas um. Der Originaldeckel war nicht mehr vorhanden, als ich es kaufte, aber ein Exemplar aus meiner umfangreichen Deckel-Sammlung passte zum Glück genau. Auch alte Einmachgläser halten Schokoplätzchen besser frisch als aufgerissene Verpackungen, die irgendwo im Schrank rumfliegen und dort Brösel verbreiten.

In dem schönen Glas, das sich erst nach intensiven Reinigungsarbeiten als ein altes Behältnis für Dr. C. Soldans Hustenbonbons entpuppte, lagern aktuell die Walnüsse aus dem Garten meiner Freundin. Und Olivenöl und Balsamico-Essig sind in den schönen alten Flaschen und mit Ausgießern bestückt tatsächlich besonders praktisch in der Verwendung, denn man kann damit sehr genau dosieren.

Auch das Geschirrspülmittel muss auf seine bunte Plastikverpackung verzichten und sich in ein schlichteres Gewand hüllen, um direkt an der Spüle seinen Platz zu haben. Und selbst das Waschpulver ist nicht sicher vor mir. Mit der kleinen Schaufel lässt sich das Pulver gut dosieren und krümelfrei in die Waschmaschine bugsieren.


Gesund, lecker und schön anzusehen
Eine Zeitlang wurde bei uns sehr viel Apfelschorle getrunken. Da es so wunderbar praktisch war, gab es diese in 1,5 Liter Flaschen aus Kunststoff, die ich in 6er-Packs nachhause brachte. Bis ich eines Tages eine erschreckende Fernsehreportage sah. Nicht nur, dass die vermeintlich gesunde Apfelschorle unfassbar viel Zucker enthält, die Flaschen setzen auch gesundheitsschädliche Substanzen frei. Insbesondere wenn sie UV-Licht ausgesetzt sind und bei uns lagerten sie wegen ihrer stattliche Größe meist auf dem Balkon. Nicht zuletzt machte mir die wenig umweltfreundliche Verpackung schon länger ein schlechtes Gewissen
Pures Wasser aus dem Hahn wäre wohl die gesündeste Alternative, in München kommt es in bester Qualität direkt aus den Bergen, es ist aber nach wie vor bei uns nur mäßig beliebt. Bei einem Trödler entdeckte ich diese Glaskaraffen, die sich wunderbarerweise exakt in das Getränkefach der Kühlschranktür schmiegen. Man findet sie häufig auf Flohmärkten, es gibt sie aber auch neu zu kaufen, z.B. hier.

Ich mische darin Fruchtsäfte und zwar etwa ein Viertel davon mit drei Viertel unseres guten Wassers, so bekommt es etwas Geschmack, ohne zu intensiv oder süß zu schmecken. Johannisbeere und Cranberry eignen sich sehr gut, aber auch Apfel oder Sauerkirsche.
A propos umgefüllte Getränke. Eine Freundin meiner Tochter amüsierte sich sehr, als sie beim Kaffeestündchen auf dem Balkon eine alte Aluminium-Flasche entdeckte, an der ein Schildchen baumelt, das den Inhalt als Blumendünger ausweist.

Gerade bei solchen Füllungen sollte jedoch eine Kennzeichnung jegliches Missverständnis ausschließen! Nicht auszudenken, wenn etwa der Herr des Hauses statt Pflanzennahrung etwas beliebtes Hochprozentiges darin wähnte. Wirklich gefährliche Substanzen sollten deshalb auch immer in ihrer ursprünglichen Verpackung bleiben und natürlich immer gut geschützt vor Kinderhänden.

Aber auch wenn eine Verwechselung von Salz und Zucker in den meisten Fällen nicht tödlich endet, so kann sie einem zumindest gewaltig das Essen und die Stimmung verhageln. Vor kurzem kam deshalb ein netter junger Mann, der viele Stunden an unserem Küchentisch verbracht hat, auf eine Idee. Der liebe Fabi schenkte der eifrigen Umfüllerin nämlich ein kleines Beschriftungsgerät, mit dessen Hilfe man diese kleinen selbstklebende Schildchen drucken kann, die so schöne nostalgische Gefühle wecken. Verwechselungen sind nun ausgeschlossen.
Wer noch mehr Anregungen für Umfüllereien sucht, dem seien wieder einmal die Bücher von Martina Goernemann empfohlen, über die ich hier bereits ausführlich geschrieben habe. Darin gibt es noch jede Menge mehr schöne Ideen.
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